Die COVID-19 Krise als Blaupause zur Lösung der Klimakrise?

Die COVID-19 Pandemie stellt uns alle vor ungeahnte Herausforderungen. Das bundesweite Kontaktverbot und die Einschränkungen bringen das öffentliche Leben fast gänzlich zum Erliegen. Es stellt allerdings auch ein einmaliges Experiment auf gesellschaftlicher Ebene dar. Inwieweit sind die Bürger Deutschlands dazu bereit, im Angesicht einer unmittelbaren Bedrohung den einschränkenden Maßnahmen der Regierung zu folgen? Sind wir alle dazu bereit, unsere persönlichen Freiheiten einzuschränken, um das Wohl aller nicht zu gefährden?

„Whatever it takes“ (Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern)

Wie sich jedoch in der momentanen Krisensituation zeigt, sind die meisten dazu bereit. Die Ausgangssperren und das Kontaktverbot werden bundesweit überwiegend angenommen, viele Bürger heißen es sogar für gut. Wirtschaft, Wissenschaft und Menschen des öffentlichen Lebens rufen ebenfalls dazu auf, Zuhause zu bleiben. Der gesamte Sportbetrieb, sei es die Fußball-Europameisterschaft oder die Olympischen Spiele, kommt zum Erliegen. Zukünftige Wettbewerbe werden verschoben. Auch Kunst- und Kulturveranstaltungen werden beinahe ausnahmslos abgesagt. Die gesamte Wirtschaft wird nahezu in den Stillstand versetzt und viele Branchen sehen sich mit unabsehbaren Folgen konfrontiert. Markus Söder sprach sogar davon, Unternehmen in Schwierigkeiten verstaatlichen zu wollen. Angesichts der Bedrohung rücken die Menschen zusammen. An vielen Stellen entsteht mehr Solidarität und Zusammenhalt. Und das, obwohl Maßnahmen ausgesprochen werden, die vor der Corona Krise undenkbar waren.

„Wir leben in einer Zeit wo der Primat der Wissenschaft gilt“ (Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen)

Wissenschaftlern sitzen in Pressekonferenzen direkt neben Politikern und übernehmen gerade den Primat der Politik in Sachen Gesetzgebung- und Entscheidungsgewalt. Alle ziehen an einem Strang, Schließungen und Verbote werden schnell und konsequent durchgeführt. Es wird davon gesprochen, vorausschauend und frühzeitig zu handeln, um schlimmere Folgen abzuwenden.

Lassen sich diese Muster und Handlungsweisen nicht auch auf die Klimapolitik anwenden? Angesicht des menschheitsbedrohenden Klimawandels sind Forderungen nach Verboten und Einschränkungen im öffentlichen Leben bisher kaum oder gar nicht durchsetzbar gewesen. Denken wir nur an ein Tempolimit auf den Autobahnen, einen Veggie-Day in der Kantine oder eine höhere Besteuerung für Flugtickets. Eindeutige Empfehlungen der Wissenschaftler gibt es auch hier, diese werden oftmals beiseitegeschoben und mit wirtschaftlichen Sachzwängen abgetan. Auch solch eine entschiedene und mahnende Rhetorik, wie sie gerade in Politik und Medien gepflegt wird, war bisher in Anbetracht der Klimakrise und deren Auswirkungen nicht zu beobachten.

Business as usual?

Könnte die Corona-Krise somit nicht auch eine Blaupause zur Bewältigung der Klimakrise und des nicht nachhaltigen Ressourcenverbrauchs sein? Lassen sich Lösungsmuster und positive schöpferische Energie aus der Krise mitnehmen um Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten? Lernen wir gerade wieder maßvoller zu Konsumieren? Nehmen wir wahr, wie sich durch die Auszeit die Natur um uns herum erholt? So ist zum Beispiel das Wasser in den Kanälen von Venedig so klar wie lange nicht mehr, das Himalaya-Gebirge ist erstmals seit mehr als 30 Jahren wieder von Indien aus sichtbar und der Smog in chinesischen Großstädten geht zurück. Werden wir diese gewonnenen Lebensqualitäten einfach so wieder abgeben wollen?

Wird es nach dem Lockdown und dem hoffentlich baldigen Überwinden der Corona Krise getreu dem Motto „Business as usual“ weitergehen? Möglicherweise sogar mit doppeltem Tempo, um die Wirtschaft und den Konsum wieder anzukurbeln?

Ich für meinen Teil hoffe, dass die Entscheidungsträger dieses Landes aus der Corona Pandemie ihre Lehren ziehen und die zukünftige Klimapolitik durch gewonnene Erkenntnisse aus dem Krisenmanagement neu ausrichten.

 

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