„Ich freue mich, dass jetzt endlich auf das Huhn geschaut wird und nicht mehr nur auf das Ei.“ 1
Unter diesem Motto setzt sich der Landwirtschaftsbetrieb Teichweiden, als einer unserer Lieferanten für Frühstückseier aktiv für eine Verbesserung des Tierwohls in der konventionellen Legehennenhaltung ein. So hat der Betrieb bei einem 3-jährigen Projekt „zur Haltung von Legehennen mit ungekürzter Schnabelspitze“ teilgenommen und eine Vorreiterstellung auf diesem Gebiet eingenommen. Ziel des Projektes war es neue Erfahrungen mit vorbeugenden Maßnahmen zu sammeln, um Federpicken und Kannibalismus präventiv zu unterbinden.
Kannibalismus und Federpicken in der Legehennenhaltung
Eine große Herausforderung in der Legehennenhaltung ist das sogenannte Federpicken und der Kannibalismus unter den Tieren. Hühner können auf Nahrungssuche bis zu 15.000 Pickschläge am Tag ausführen. Dabei kommt es, unter bestimmten Voraussetzungen zum gegenseitigen Federpicken und Verletzungen, die bis zum Tod eines Tieres führen können.
Diese Verhaltensstörungen werden durch nicht artgerechte Haltung und äußere Stressfaktoren hervorgerufen. Dazu gehören: eine zu hohe Besatzdichte, zu grelles Licht bzw. falscher Tag-Nacht-Rhythmus, schlechtes Stallklima oder zu geringe Beschäftigungsmöglichkeiten. Erfahrungen haben gezeigt, dass oftmals nicht ein Faktor als Auslöser dient. Viel mehr ist eine Mischung aus mehreren Stressfaktoren an der Ausbildung von Verhaltensstörungen beteiligt.
Schnabel Kupieren?
Um die Risiken von Federpicken und Kannibalismus zu umgehen, wurden bis 2017 die Schnäbel an der Spitze gekürzt. So konnten die Legehennen beim Picken keinen Schaden im Gefieder ihrer Artgenossen anrichten. Diese für die Tiere sehr schmerzhafte Praxis ist allerdings seit 2017 nicht mehr erlaubt.
Thüringer Legehennenprojekt
Durch eine freiwillige Vereinbarung zwischen dem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, werden seit 2017 keine Legehennen mit kupierten Schnabelspitzen mehr eingestallt. Vor diesem Hintergrund wurde das Thüringer Legehennenprojekt, welches vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) sowie Thüringer Tierseuchenkasse initiiert wurde gestartet.
Der Betrieb Teichweiden sammelt schon seit 2015 Erfahrungen mit nicht kupierten Hennen Schnäbeln, und war somit prädestiniert um an dem Projekt teilzunehmen. Aus den anfänglich 5 teilnehmenden Betrieben sind 12 mit insgesamt 34 Legehennen Herden geworden. Diese wurden über die Laufzeit des Projekts begleitet und haben monatliche Bonituren durchgeführt.
Was hat es gebracht?
Herausgekommen ist ein einfach zu bedienendes Tool um Landwirte in ihrem Haltungsmanagement zu verbessern. Sie können anhand von Bonituren ihrer Legehennenherde das Risiko für Federpicken und Kannibalismus effektiv einschätzen und ihr Management dementsprechend anpassen.
Außerdem konnte im Zuge des Projekts das Bewusstsein der Tierhalter für alternative Beschäftigungsmaterialien geschärft werden. Auch bietet die geschaffene Plattform eine Möglichkeit für Austausch zwischen Landwirten, so können gewonnen Erfahrungen miteinander geteilt werden.
Das Haltungsmanagement ist entscheidend!
Als Erfolgsversprechend um Federpicken vorzubeugen haben sich Pickgegenstände wie Picksteine, Dinkeleinstreu oder Strohtaler erwiesen. Diese konnten auf dem Betrieb Teichweiden das Aufkommen von Federpicken deutlich senken. Die Tiere sind nun deutlich vitaler und das Tierwohl konnte nachhaltig erhöht werden.
Zum Projektvideo geht’s hier!
Fazit:
Ich halte das Projekt für ein gelungenes Beispiel wie Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Landwirten gelingen kann. Die praxisrelevante Ausrichtung des Projekts hat eine für Landwirte praktikable Lösung hervorgebracht. Auch die Hürde den wirtschaftlichen Erfolg mit tierwohlrechtlichen Aspekten in Einklang zu bringen wurde in dem Projekt genommen. Dies ist oftmals kein einfaches Unterfangen.
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