Wettbewerbsfähige Landwirtschaft – Teil 2

Judith Bütfering ist 28 Jahre jung und kommt aus dem nordrhein-westfälischen Dorf Lippborg. Mit seinen fast 3.000 Einwohnern liegt Lippborg in der Mitte zwischen Bielefeld und Dortmund. Hier ist Judith Bütfering mit drei Geschwistern aufgewachsen und betreibt zurzeit mit ihren Eltern gemeinsam einen landwirtschaftlichen Betrieb. Erst im November letzten Jahres schloss sie ihr Masterstudium in Agrarwissenschaften in Stuttgart-Hohenheim ab und bringt damit unifrisches Fachwissen mit.

Der Schwerpunkt des Familienbetriebes liegt bei der Schweinemast mit vorgelagerter Sauenhaltung und Ferkelaufzucht. Jährlich werden ca. 13.000 Schweine gemästet. Außerdem werden 180 ha Ackerfläche bewirtschaftet, auf der Getreide und Mais für die Schweinefütterung angebaut werden.

Die Pläne für die Zukunft sind, den Betrieb mit dem Bruder, der aktuell selbst noch Agrarwissenschaften studiert, einmal gemeinsam zu führen. Somit ließe sich später die Verantwortung für den Betrieb sowie die Arbeit auf Hof und Feld aufteilen. Neben sportlichen Aktivitäten oder gemeinsamen Unternehmungen mit Freunden und Familie geht Judith Bütfering als Ausgleich zu ihrem Job gerne mit ihrem Terrier zur Jagd.

 Judith Bütferings Tagesablauf

Der Tag von Judith Bütfering beginnt zwischen 7 und halb 8 am Morgen mit einem Kaffee zusammen mit der Familie und dem Mitarbeiter. Zwei bis drei Mal pro Woche klingelt der Wecker auch schon mal um 5 Uhr – abhängig von anfallenden Arbeiten und Aufgaben im Stall oder auf dem Feld. Anschließend kontrolliert Judith Bütfering den Stall. Wichtig hier ist das Verhalten der Tiere, Futter, Wasser und der Gesamteindruck, ob alles stimmt. Die verschiedenen Verantwortungsbereiche im Betrieb sind aktuell unter den Familienmitgliedern und Mitarbeitern aufgeteilt.

So kümmert sie sich beispielsweise mit ihrer Mutter insbesondere um die Aufzucht der Ferkel, während der Mitarbeiter vor allem für die Mastschweine zuständig ist. Der Ackerbau liegt hauptsächlich in der Hand ihres Vaters, der als Betriebsleiter auch noch den größten Teil des Betriebsmanagements übernimmt. Die Aufgaben der Aushilfskraft sind vor allem die Instandhaltung von Maschinen und anfallende Reparaturarbeiten.

Nach der Stallarbeit, wenn die Tiere versorgt sind, ruft meistens die Büroarbeit, wie Buchführung, Futtermitteleinkauf oder Betriebscontrolling. Die erste Priorität haben laut Judith Bütfering aber immer die Tiere, alles andere muss warten und wird anschließend bearbeitet. Saisonal bedingt kommen dann noch Zusatzaufgaben für alle dazu, z.B., wenn Getreide und Mais zu ernten sind. Im Herbst fällt daher mehr Arbeit auf dem Feld an, im Winter ist es in diesem Bereich eher ruhiger, allerdings gibt es genug Aufgaben, die sich im Laufe der vorherigen Monate angesammelt haben und die dann abgearbeitet werden müssen. Langweilig wird es Judith Bütfering in ihrer 7-Tage-Woche also nie.

Wettbewerbsfähige Landwirtschaft

Ihre Wünsche für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft sind ganz klar: Landwirte brauchen eine gesicherte Abnahme für ihre Produkte zu akzeptablen Preisen, um langfristig wirtschaftlich und dabei auch nachhaltig handeln und planen zu können. Dies, so sagt sie, sei nicht nur wichtig für Produktion und Löhne, sondern auch für das Tierwohl.

Ein weiterer Wunsch richtet sich direkt an den Konsumenten, denn dieser sei oftmals nicht bereit, für hochwertige Lebensmittel angemessen zu bezahlen und erwartet trotz unzähliger Ansprüche an den Landwirt dennoch ein günstiges Lebensmittel mit bester Qualität. Auch die Akzeptanz moderner Tierhaltung lässt aktuell noch zu wünschen übrig. Große landwirtschaftliche Betriebe, in denen viele Tiere gehalten werden, lösen beispielsweise oft negative Assoziationen aus. Dass gerade hier die Haltung von Tieren unter hohen Tierwohlstandards durch z.B. moderne Fütterungs- und Lüftungsanlagen sowie viel Licht im Stall möglich sind, interessiert nur wenige. Ähnlich verhalte es sich laut Judith Bütfering beim technischen Fortschritt. Oftmals fehle auch die Akzeptanz für ökologische Optimierungen, welche auf den ersten Blick gar nicht ökologisch erscheinen, es aber dennoch sind.

Als einfaches Beispiel nennt sie einen großen Schlepper mit breiten Reifen, denn hier gäbe es manchmal noch Vorurteile wie: „Das macht doch nur den Boden und die Straßen kaputt!“ Eigentlich aber wird der Boden durch die optimale Gewichtsverteilung der breiten Reifen geschont. Judith Bütferings Wunsch ist hier, dass sowohl Abnehmer, Endverbraucher wie auch Gesellschaft einsehen, dass der Fortschritt der Technik auch im Bereich der Landwirtschaft nicht ruht und das auch gut so ist. Ihr Wunsch an die Politik gerichtet ist eine gewisse Planungssicherheit. Auflagen und Gesetzte erfordern immer höhere Investitionen, die sich auch amortisieren müssen. Ändern sich die Vorgaben bereits nach wenigen Monaten oder Jahren, bleibt der Landwirt auf den Kosten sitzen – und das macht ihn nun wirklich nicht wettbewerbsfähig.

Herausforderungen der Landwirtschaft heutzutage

Die Herausforderungen sind daher ganz klar: Fehlende Akzeptanz für Fortschritt und Technik von der Gesellschaft. Hier soll beispielsweise das Young Farmers Programm von McDonald‘s bei der Kommunikation in Richtung Gesellschaft helfen. Eine weitere Herausforderung sei der hohe politische Druck bezüglich ständig neuer Auflagen und Vorgaben sowie bürokratischem Aufwand, um Anforderungen von Handel und Politik nachzukommen. Laut Judith Bütfering ist Bürokratie und Nachverfolgbarkeit zwar sehr wichtig, jedoch sollten Prozesse vereinfacht und zusammengefasst werden.

Ihr Beitrag zur Verbesserung hierfür ist ihr Engagement in der Kommunalpolitik. Somit erhofft sie sich Einfluss auf wichtige Entscheidungen im Bereich der Landwirtschaft. Zudem herrscht nach wie vor ein großer Preisdruck – Abnehmer und Verbraucher wollen günstige Produkte, haben jedoch hohe Ansprüche, für die man eigentlich ein paar Euro mehr bezahlen müsste. Der Ansatz von Judith Bütfering diesbezüglich ist es, im Kleinen anzufangen. Beispielsweise zeigt sie ihrem Freundeskreis den Betrieb und versucht somit längst veraltete Meinungen und Ansichten zu verändern. Auch Fachkräfte seien nicht einfach zu finden, da die Landwirtschaft harte Arbeit abverlangt und der Lohn dafür nicht so hoch ausfällt wie in anderen Branchen.

Des Weiteren sieht Judith Bütfering eine große Herausforderung in der Work-Life-Balance, die bei einer 7 Tage Woche oftmals auf der Strecke bleibt. Ihre Herangehensweise hier: Den Betrieb nicht alleine führen, sondern in naher Zukunft die anfallenden Aufgaben mit ihrem Bruder zu teilen. So sei es dann auch möglich, mal in den Urlaub zu fahren oder einen Tag zur Erholung zu nutzen.

Nachhaltigkeit

Auf unsere Frage, welche Beispiele es für Nachhaltigkeit in Judith Bütferings landwirtschaftlichem Betrieb gäbe, lautete ihre Antwort: „Würde die Landwirtschaft nicht nachhaltig arbeiten, würde sie ihr eigenes Grab schaufeln. Der Boden und die Umwelt sind unsere Existenzgrundlage.“ Wer sein Land nicht nachhaltig pflegt, kann dieses irgendwann nicht mehr bestellen, was somit den Ruin des Betriebes bedeuten würde. Allein deshalb ist es ein dauerhaftes Ziel der Landwirte, nachhaltig zu wirtschaften und der Umwelt nur das zuzumuten, was sie auch dauerhaft verträgt.

Konkrete Beispiele konnte Judith Bütfering trotzdem nennen. Das Fütterungskonzept des Betriebes in der Schweinemast ist stark stickstoff- und phosphorreduziert. Somit ist die Fütterung ressourcenschonend und wirkt sich positiv auf die Nitratbelastung aus. Auch das System des eigenen Futteranbaus für die Mast mit folglich kurzen Transportwegen punktet im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit.

Zusammenarbeit mit McDonald’s

An der Zusammenarbeit mit McDonald’s schätzt Judith Bütfering den Kontakt mit anderen Mitwirkenden entlang der Wertschöpfungskette. Somit sei es einfacher, die Ziele der anderen zu verstehen und man könne Entscheidungen und Meinungen oftmals besser nachvollziehen. Große Hoffnung setzt sie auf McDonald’s, wenn es darum geht, die Gesellschaft in Bezug auf eine wettbewerbs- und zukunftsfähige moderne Landwirtschaft, die oftmals nicht dem typischen „Hof-Idyll“ entspricht, zu erreichen. In diesem Sinne hoffen wir, dass unsere „farmersbook-Reihe“ auf offene Ohren trifft und veraltete Bilder der Landwirtschaft positiv beeinflussen kann.

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