Wettbewerbsfähige Landwirtschaft – Teil 3

Im südlichen Münsterland in der Gemeinde Ascheberg-Herbern, bewirtschaftet Christoph Selhorst (30 Jahre jung) gemeinsam mit der Familie den elterlichen Betrieb für Schweinehaltung und Ackerbau in der 13. Generation. Nach der 2-jährigen landwirtschaftlichen Ausbildung, 3 Jahren Studium in Osnabrück und mehreren Praktika in der Landwirtschaft, ist er seit Anfang 2015 zusammen mit seinen Eltern für die 3000 Mastschweine und für den familiengeführten Hof verantwortlich. Zum Betrieb gehören 150 Hektar Ackerland, die mit Gerste, Weizen, Mais, Ackerbohnen und Raps bewirtschaftet werden.

Der Alltag

Der Tag von Christoph Selhorst beginnt um 7.30 Uhr in der Früh mit einer Stallrunde von ca. zwei Stunden. Hier überprüft er ob im Bereich Wasser, Futter, Tiere und Umgebung alles in Ordnung ist und geht in seinen Worten „mit allen Sinnen durch den Stall“. Da der Hof eine eigene Mühle zur Verarbeitung der Ernteprodukte und eigene Vorratssilos zur Aufbewahrung des Tierfutters hat, werden anschließend auch diese überprüft.

Zwischendurch steht dann natürlich auch die saisonale Feldarbeit an. Weiter geht es mit Instandhaltung von den verschiedensten Maschinen und Gebäuden auf dem Hof. Büroarbeit und Qualitätskontrollen gehören auch dazu. Trotz allem gleicht kein Tag dem anderen, da beispielsweise viel mehr zu erledigen ist, wenn gerade die Ernte ansteht. Hier kann Christoph Selhorst sich über die Mithilfe seiner 4 Brüder freuen, die sich selbst in der Landwirtschaft oder im landwirtschaftlichen Studium befinden. Somit sei es auch mal möglich 2-3 Wochen im Jahr Urlaub zu machen.

Wettbewerbsfähige Landwirtschaft

Christoph Selhorsts Wunsch für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft ist zum einen die Akzeptanz für den Fortschritt im Bereich der landwirtschaftlichen Technik. Beispielsweise nennt er hier die Fütterung der Tiere, die heutzutage die Technik übernimmt. Dazu werden drei Mal täglich die entsprechenden Mengen für die Tiere berechnet und das Futter exakt angerührt und automatisch ausdosiert. 10-15 Tiere im selben Alter und dadurch mit ähnlichem Gewicht teilen sich einen Trog. Somit kann sichergestellt werden, dass alle Tiere immer genau so viel Futter bekommen, wie sie auch benötigen.

Das Futter besteht aus einer ausgewogenen Mahlzeit mit genug Mineralstoffen, Aminosäuren und zugekauftem Sojaschrot, das als Rohproteinquelle dient. Derzeit versucht Christoph Selhorst den Anteil von Sojaschrot in der Ration immer weiter zu reduzieren. Durch den Anbau von Ackerbohnen, konnte der Sojabedarf in den letzten Jahren um ca. 10% gesenkt werden. Ein weiteres Beispiel stellt die Umgebung der Tiere dar. Durch hochmoderne Ställe haben die Tiere Licht und Lüftungen, die im Sommer die Luft angenehm bei Temperatur halten und auch dafür sorgen, dass die Luft bewegt wird und die Tiere somit immer ausreichend Frischluft haben. Zudem ist es durch das Lüftungssystem möglich die Tiere altersentsprechend halten zu können. Kleine Ferkel beispielsweise mögen es wenn die Temperatur 26-28°C beträgt, ältere hingegen sind bereits bei 18-20°C zufrieden. Die modernen Ställe haben zudem dank neuer Technik Kühlmöglichkeiten, welche an heißen Tagen für eine Wasservernebelung im Stall sorgen und den Tieren somit quasi ein kleines Wellnessprogramm bieten.

Des Weiteren sei ein fairer Umgang mit der Landwirtschaft wünschenswert. Christoph Selhorst appelliert deshalb an einen „fairen Dialog“ über Sorgen und Ängste im Rahmen der Landwirtschaft zwischen Politik, Abnehmern und Verbrauchern und der Landwirtschaft.

Herausforderungen der Landwirtschaft heutzutage

Neben der bereits erwähnten fehlenden Akzeptanz der Gesellschaft gegenüber moderner Technik im Bereich der Landwirtschaft sieht Christoph Selhorst die Herausforderungen heutzutage auch im Preisdruck und der fehlenden Wertschätzung der Produkte. Das Problem hierbei sei die Entscheidung zwischen Tierwohl und Geld, welcher der Verbraucher im Supermarkt ausgesetzt sei. Auch Vorgaben und Bürokratie seien oftmals eine Herausforderung, da diese nach und nach immer schärfer werden, aber die Preise für die Produkte gleichbleiben. Kleinere Betriebe tun sich hier schwer, trotz aller Vorgaben noch wirtschaftlich arbeiten zu können.

Christoph Selhorsts Herangehensweise hier: Projekte mit Universitäten und Forschungseinrichtungen, um aktuelle Fragestellungen zu behandeln und somit Rückschlüsse für den Betrieb ziehen zu können. Um die moderne Tierhaltung und deren Vorteile aufzuzeigen empfängt Christoph Selhorst gerne auch Besuchergruppen, Kindergarten- und Schulklassen. Des Weiteren sieht er den Vorteil in der Kommunikation über TV, Radio, Internet und vor allem auch McDonald’s.

Ziele für die Zukunft

Als Ziel für die nahe Zukunft sieht Christoph Selhorst noch ressourcenschonender zu arbeiten und laufend in Tierwohl zu investieren um dieses zu steigern. Aktuell stellt er Überlegungen über alternative Haltungsformen an, wie z.B. Außenklima, sprich der Haltung der Tiere im Freien. Doch für neue Ställe und auch bezüglich Emissionsschutz sind einige Hürden zu nehmen, weshalb sein Appell an die Politik ist, auch hier Möglichkeiten für die Landwirtschaft zu schaffen z.B. durch Anpassung der gesetzlichen Vorgaben und der Überprüfung auf Machbarkeit.

Nachhaltigkeit

Bezüglich Nachhaltigkeit ist auf dem Betrieb von Christoph Selhorst einiges los. Beispielsweise gibt es eine Photovoltaik Anlage, welche bei ausreichend Sonneneinstrahlung zu 100% den Strombedarf im Betrieb decken kann, z.B. für die zeitgesteuerte Fütterung der Tiere. Zudem wurde in eine energieeffiziente Mühlentechnik investiert, wodurch eine Energieeinsparung von 30% möglich war. Auch effizienzsteigernde Motoren wurden in den letzten Jahren eingesetzt.

Zusammenarbeit mit McDonald’s

Spannend an der Zusammenarbeit mit McDonald’s nennt Christoph Selhorst den Austausch innerhalb der verschiedenen landwirtschaftlichen Bereiche. Zudem freut er sich über das Interesse an der Landwirtschaft durch einen so großen Abnehmer. Denn dieser wird eben in der Öffentlichkeit wahrgenommen und kann somit viel bewirken. Als Wunsch an McDonald’s nennt er daher, dass der Landwirtschaft in der Kommunikation noch mehr Raum gegeben wird. Aus diesem Grund wünschen wir uns, dass die „farmersbook“-Reihe bei unseren Lesern gut ankommt um somit auch im Sinne unserer Landwirte als Sprachrohr an die Öffentlichkeit zu fungieren.

Mehr zu moderner Landwirtschaft gibt’s auch hier: https://www.moderne-landwirtschaft.de/ 

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